Walter Benjamin Konferenz 2019
Universität Bern
26.-29. Juni 2019
27.-29. Juni 2019, UniS (Universität Bern), Schanzeneckstrasse 1
Ausstellung, kuratiert von Toni Hildebrandt im Auftrag des Walter Benjamin Kollegs
Künstlerische Beiträge von
Florian Zeyfang, Ariane Müller & Martin Ebner
Videos von Aura Rosenberg und Frances Scholz, featuring Lais and Chantal Benjamin
Vor 100 Jahren promovierte Walter Benjamin in Bern über den Begriff der Kunstkritik in der deutschen Romantik. Auf der Flucht vor dem Ersten Weltkrieg bedeuteten die wenigen Jahre in der Schweiz für ihn ein «erstes Exil». Neben seiner Kunstphilosophie konzipierte er mit Gershom Scholem dort auch die «Universität Muri».
In der Ausstellung wird auch erstmals ein kürzlich entdecktes, 1935 gemaltes Portrait Walter Benjamins zu sehen sein.
Die Ausstellung hat keine Vernissage, aber kann vom 27. bis 29. Juni während der Benjamin-Konferenz besichtigt werden, auch ohne an dieser aktiv teilzunehmen.
Gestaltung: Martin Ebner
Konstruktion: Lorenzo Salafia
Organisation: Ariane Lorke
Text: Toni Hildebrandt
Lektorat: Zora Schiffer
Mit freundlicher Unterstützung des Walter Benjamin Archivs Berlin, Akademie der Künste und der Hamburger Stiftung zur Förderung von Wissenschaft und Kultur, des Suhrkamp-Verlags,
des Zentrums Paul Klee Bern und des Staatsarchivs des Kantons Bern
Ariane Müller & Martin Ebner: Kinder, Tiere, Greise als Sammler
für die Walter Benjamin Konferenz 2019, Bern
Walter Benjamin sammelte Kinderspielzeug, ein Zug an ihm, der ihn ein wenig spleenig erscheinen lässt. Gershom Scholem beschreibt in “Die Geschichte einer Freundschaft” die tiefe innere Beziehung, die er zu den Dingen, die er besaß, hatte. Er liebte es, schreibt er, sie aufzustellen und sie seinen Freunden in die Hand zu geben. Indem er eine Spielsache seines Sohns Stefan herausholte, so schreibt Scholem weiter, entwickelte er im Gespräch philosophische Überlegungen.
Walter Benjamin selbst schrieb und publizierte über Spielzeug, auch unter Verwendung von Abbildungen seiner Sammlung.
Die Lustigkeit aus Schuldbewußtsein kommt bei den albernen Verzerrungen ins Große, Breite vorzüglich auf ihre Rechnung. Wer Lust hat, dem Warenkapital in die Fratze zu sehen, braucht nur an eine Spielzeughandlung zu denken, wie sie bis vor fünf Jahren typisch gewesen und in kleinen Städten noch heute die Regel ist. Höllische Ausgelassenheit ist die Grundstimmung. Von den Deckeln der Gesellschaftsspiele, aus dem Kopf der Charakterpuppen grinsten Larven, lockten aus dem schwarzen Kanonenrohr, kicherten in den sinnreichen »Katastrophenwagen«, die beim fälligen Eisenbahnunglück in die vorgesehenen Teile zerfielen.
Kaum aber hatte hier die militante Bosheit sich verkrochen, so kam der Klassencharakter dieses Spielzeugs an anderer Stelle zum Durchbruch. Die »Einfachheit« wurde ein kunstgewerbliches Schlagwort.
aus: Walter Benjamin, Spielzeug und Spielen. Randbemerkungen zu einem Monumentalwerk 1)
Gesammelte Schriften III, Kritiken und Rezensionen 1912 – 1931